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Against increasing racism and the contempt for mankind in Germany and Europe, against Peoplephobie, against criticism prohibitions, against Nazis

Wir haben Angst

Posted by Botschaft - 10/12/2008

Die Protestbewegung in Griechenland wird größer, die Reaktion brutaler: Aktivisten berichten über plündernde Hooligans und die Kooperation der Polizei mit faschistischen Schlägern

athen3Die Proteste gegen Polizeigewalt und die rechte Regierung in Griechenland weiten sich aus. »Aus den Unruhen anarchistischer Gruppen wird nun eine umfassende außerparlamentarische Oppositionsbewegung«, konstatierte die Nachrichtenagentur AP am Mittwoch. Und weiter: »Der Tod eines Jugendlichen durch Polizeischüsse am vergangenen Samstag ist nicht mehr allein die Sache kleiner Gruppen, die gegen das Establishment protestieren und hin und wieder Geldautomaten demolieren und Brandsätze schleudern. Sie sind nicht länger isoliert, sondern haben nun Zulauf von Studenten, die keine Arbeitsplatzperspektive haben, und etablierten politischen Organisationen.«

Menschenrechtsorganisationen werfen der griechischen Polizei mittlerweile vor, »gewaltsame Strafmaßnahmen auch gegen friedliche Demonstranten« auszuüben. Mehrere tausend Menschen waren am Dienstag zur Beisetzung des 15jährigen Alexis Grigoropoulos in Athen gekommen. Bei Auseinandersetzungen im Anschluß an den Trauermarsch sollen Polizisten zur Waffe gegriffen und Warnschüsse abgegeben haben.

Längst hat die überwiegend von Jugendlichen getragene Protestbewegung das ganze Land erfaßt. In Dutzenden Städten kommen sie zu Beratungen zusammen und gehen sie danach auf die Straßen. Im Internetblog alexisg.blogsport.de berichten sie über ihre Aktivitäten, Pläne und Ängste. Über die Proteste in der westgriechischen Hafenstadt Patras ist dort etwa zu lesen: »Da die Universität weit außerhalb des Stadtzentrums liegt, haben wir einen freien Raum namens Parartima besetzt. (…) Dieser Ort ist zum zentralen Punkt geworden, wo Diskussionen geführt und Entscheidungen gefällt werden vor und nach den Aktionen, und er dient als Gegeninformationspunkt für alle. Montag nacht haben wir einen lokalen Fernsehsender besetzt und den Menschen von Patras eine Powerpointpräsentation gezeigt und zur Demonstration am Dienstag aufgerufen.«

Selbstkritisch heißt es zur Gewalteskalation der vergangenen Tage: »Wir haben Angst, weil die Dinge außer Kontrolle sind. Es kommen auch Hooligans und, um es milde zu formulieren, dumme Arschlöcher zu den Demos und zerstören einfach ohne Gewissen. Sie kommen nicht zu den Treffen, es ist ihnen egal, sie sind einfach Faschisten und viele von ihnen definitiv Polizisten – wir haben sie danach ins Polizeigebäude gehen sehen. Das Problem ist, daß wir sie während der Aktionen nicht identifizieren können, weil sie ihre Gesichter bedecken wie der schwarze Block. Unsere Ziele sind die Polizei (Autos und Gebäude), Banken und Presse. Ihre Ziele sind Läden – sie brechen sie auf und gehen rein, um zu stehlen, verdammt nochmal – und normale Autos. Wir versuchen, sie zu isolieren, aber das ist schwer, wenn die Polizei uns jagt oder mit Tränengas beschießt … Außerdem sind sie schwer bewaffnet – wo haben sie nur das ganze Zeug her?« Und weiter: »Wir haben Angst vor dem, was passieren wird. Der Staat hat beschlossen, uns seine Zähne zu zeigen.«  

AP berichtete am Mittwoch, in Patras hätten »Randalierer« am Dienstag abend Polizeiwachen mit Molotow-Cocktails und Steinen angegriffen. Unter Berufung auf »örtliche Medien« meldete die internationale Agentur weiter, Geschäftsinhaber hätten der Polizei vorgeworfen, »nicht richtig eingeschritten zu sein, als ihre Läden angezündet wurden«. Schließlich seien »einige Menschen selbst« gegen Plünderer vorgegangen. Auf alexisg.blogsport.de lesen sich die Auseinandersetzungen anders: »Wer wird sagen, daß die Polizei Nazis zu Hilfe gerufen hat? Sie haben uns zwei Kilometer lang gejagt! 300 Faschisten rennen hinter uns, halten Messer in den Händen, werfen Steine, und hinter ihnen, wer wohl? Die Polizei mit Tränengas!« Weiter heißt es: »Wir waren ungefähr 1000 unbewaffnete Leute. Ich mußte mit einigen anderen in ein Haus flüchten. Dort mußten wir drei Stunden warten, ohne Licht, im Dunkeln, weil wir dank unserer Handys herausgefunden hatten, daß Faschisten der Gruppe ›Golden Dawn‹ weiter in der ganzen Stadt patrouillierten, überall geklingelt und alle terrorisiert haben. (…) Parartima und zwei weitere Räume von uns wurden nach der Jagd abgebrannt. Und die verdammte Presse sagt, daß es wütende, einfache Bürger waren, die uns gejagt haben. Das ist eine Lüge.«

Auf die Frage, wie die Bevölkerung von Patras reagiert habe, heißt es: »Viele haben nur zugeschaut und sich den Kampf angeschaut, so als wäre es ein Zirkus oder eine Show. Die meisten haben ihre Sympathie ausgedrückt, haben von weitem gerufen. Einige haben uns geholfen, mit Wasser, Medizin und Fluchtrouten.«

Pathetisch heißt es abschließend: »Obwohl wir wissen, daß die Faschisten nach uns suchen, haben wir entschieden, am Mittwoch morgen zur Demo der streikenden Arbeiter zu gehen. Wir sind nicht gescheitert, nur weil wir um unsere Leben gerannt sind oder nur weil es keine freien Räume mehr gibt. Was wir bis jetzt geschafft haben, ist das wahre Gesicht des Systems, das fälschlicherweise Demokratie genannt wird, zu enthüllen.« Die Nachricht, »die alle hören sollen«, in Griechenland und international, laute schlicht: »Der Kampf geht weiter. Irgendwie werden wir zurückschlagen.« Sie kam aus Patras, Mittwoch, 10. Dezember, drei Uhr nachts.
http://de.indymedia.org/2008/12/234980.shtml

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